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Kolumne (März 2024)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

BIP von Deutschland und Japan: Wer belegt den dritten Platz?

Do 14.03.2024, 13:00 Uhr

Eine Neuigkeit sorgte in den vergangenen Monaten in Deutschland und Japan für Aufmerksamkeit: Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) könnte Deutschland bald Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ablösen. So lagen die BIPs beider Länder mit etwa 4,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 schon gleichauf. Und das, obwohl die Wirtschaft Deutschlands sogar um -0,3 Prozent schrumpfte, während die japanische Wirtschaft dagegen um 1,9 Prozent wuchs.

Wie also konnte es einen Wechsel auf dem Podest geben? Die deutlich höhere Inflation in Deutschland führte dazu, dass das nominale BIP stärker wuchs als in Japan. Der schwache Yen sorgte dann auch noch zusätzlich für einen ungünstigen Wechselkurs des in US-Dollar berechneten nominalen BIPs.

Bleibt Deutschlands dritter Platz von Dauer?

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Bleibt Deutschland auf dem Siegertreppchen, oder holt sich Japan den dritten Platz zurück? In diesem Jahr prognostiziert der IWF einen Anstieg des deutschen BIP auf 4,7 Billionen US-Dollar und des japanischen BIP auf etwa 4,3 Billionen US-Dollar. Der anhaltend schwache Yen-Wechselkurs dürfte hauptsächlich für diese Prognose verantwortlich sein. Diese Entwicklung sagt aber nichts über das Wohlstandsniveau beider Länder aus. Nach der Prognose des IWF, die den kaufkraftbereinigten Wechselkurs heranzieht, liegt in diesem Jahr das Wohlstandsniveau Japans immer noch knapp 20 Prozent über dem von Deutschland.

Grundsätzlich spricht die Erfahrung dafür, dass der schwache Yen-Wechselkurs nicht dauerhaft Bestand haben dürfte. Sollte die Bank von Japan in diesem Jahr den Leitzins in mehreren Schritten anheben, bestehen gute Chancen auf einen stärkeren Yen – der auch zwangsläufig zu einem höheren BIP beitragen dürfte. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass Japan Deutschland wieder als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt überholen wird. Deutschland dürfte also die Bronze-Medaille nur kurz in den Händen halten.

Einen Vorteil hat der aktuell schwache Yen aber: Dieser bietet deutschen Unternehmen die Chance, günstig in Japan zu investieren. Außerdem ist er sehr attraktiv für deutsche Touristen, um das Land der aufgehenden Sonne zu besuchen. 

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
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