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Warum Lobby-Androiden von Sushi träumen

Björn Eichstädt, Geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsagentur Storymaker

Zuerst veröffentlicht bei LEAD Digital

2019-02-05, 11:47

In Japan jagt eine verrückte Innovation die nächste. Das Henn na Hotel ist eine der neuesten Attraktionen für technologische Early Adopter. Ein Erfahrungsbericht von Björn Eichstädt.

"D-tsssss, d-tsssss..." Als ich nachts in mein Hotel in der Nähe des Tsukiji-Fischmarkts im Zentrum Tokios zurückkehre, kann ich in der Hotellobby nur dieses eintönige Geräusch vernehmen. Es kommt aus Richtung der Rezeption. Aus dem Augenwinkel kann ich eine langsame, aber ruckartige Bewegung erkennen. Im bereits abgedunkelten Hotel – und das kurz vor Mitternacht – scheinen nur noch diese zwei Gestalten aktiv. Ihre Köpfe drehen sich nach links, nach rechts, wieder nach links. Und als die Bewegungssensoren, die dort sitzen, wo wir Menschen unsere Sehnerven verorten, endlich anschlagen, schallt es mir wie aus einer Blech-Alexa entgegen: "Willkommen im Henn Na Hotel!"

In Japan jagt eine verrückte Innovation die nächste. Das Henn na Hotel ist dabei eine der neuesten Attraktionen für technologische Early Adopter, die Japans Mega-City Tokio besuchen. Der Anspruch des Hotels, das von dem japanischen Reiseanbieter H.I.S. ins Leben gerufen wurde, ist recht einfach: Wenn es für eine Tätigkeit einen Roboter gibt, dann wird er eingesetzt. Wenn ein technologisches Gadget den Aufenthalt eines Hotelgastes erleichtern kann, dann probiert es das Team hinter dem Henn Na Hotel aus. Ein spannender Ansatz, den ich mir sechs Tage lang als Hotelgast ganz unmittelbar angeschaut habe.

Seltsame Evolution

Takahiro Nakamura, der das Henn Na Hotel im Tokioter Stadteil Ginza leitet – eines von mittlerweile acht Häusern gleichen Konzepts -, ist offensichtlich begeistert von seinem Job. Schon in der Lobby, in der er meinen japanischen Mitarbeiter Naoto und mich zum Gespräch erwartet, sprudelt vieles aus ihm heraus: die vielen Möglichkeiten des Henn Na Hotels, der Spaß, den es macht, hier täglich zu experimentieren, die positiven Reaktionen der Gäste, die inzwischen aus aller Welt in das Hotel kommen. Und dann ist es ihm ein Anliegen, tiefer in die Philosophie des Hauses einzusteigen. Denn wie so oft in Japan, ist der Name des Hotels doppelt und dreifach interpretierbar. "Hen na" bedeutet "seltsam" oder "ungewöhnlich". Aber im Schriftzeichen steckt auch ein Hinweis auf den japanischen Begriff für "Evolution". Daher auch der Claim der Hotelkette: "A commitment to evolution".

Weiterentwicklung ist tatsächlich die Idee des Hotels, die sich an fast jeder Ecke findet. Alleine im Umfeld der Lobby gibt es fünf Roboter. Zwei stehen an der Rezeption und lächeln schräg, einer saugt den Boden, ein weiterer putzt die Scheiben der Eingangstüren und der letzte reinigt die Luft vor der Rezeption. Wie Menschen sehen nur die Robo-Rezeptionistinnen aus. Wenn man nicht genau auf die sonstigen Roboter achtet, fallen sie gar nicht weiter auf. Nur, dass es insgesamt für eine Lobby sehr ruhig ist im Henn Na Hotel, das bemerkt man auch als normaler Gast schnell.

Bügel-Bot aus Korea

Auch auf dem Zimmer ist das Hotel "anders". Allerdings findet sich kein Roboterbutler hinter der Tür. Für die Gäste sind allerdings die aktuellsten Gadgets verfügbar. Der Fernseher ist mit Google Chromecast ausgestattet, ein "Handy"-Smartphone kann als Steuerung für Licht, Klimaanlage und TV eingesetzt werden – und dann ist da noch das Highlight: ein Hightech-Steamer namens LG Styler. Das Gerät aus Korea macht meine zerknitterten Hemden aus dem Koffer innerhalb von nur 40 Minuten glatt und frisch, als kämen sie direkt aus der Reinigung. Schon nach drei Tagen Nutzung ist klar: Den Styler will ich künftig in jedem Hotelzimmer haben! Eigentlich ist er kein Roboter, aber er erfüllt einen ähnlichen Zweck, er automatisiert und er übernimmt Aufgaben, die sonst Menschen erledigen würden. 

Nach wenigen Tagen habe ich mich an die menschenleere Lobby gewöhnt. Nur an einer Stelle versagt die Automatisierung und Weiterentwicklung kläglich: ausgerechnet beim Essen. Als Frühstück gibt es im Henn Na Hotel nur ein mäßig appetitliches Sandwich. Deshalb ist der Weg zum Tsukiji-Fischmarkt der einzige Ausweg. Hier gibt es schon morgens um 6 Uhr Sushi zum Frühstück. Direkt aus dem Meer vor Tokio. Als ich am letzten Tag von meinem Rohkostfrühstück zurückkomme, überrascht mich zum Abschied eine Rezeptionistin aus Fleisch und Blut zum Check-out. Alles können die Roboter hier doch noch nicht übernehmen – meine Rechnung von umgerechnet circa 90 Euro faltet die Rezeptionistin so akkurat, dass sich finanzierbare Roboter derzeit wohl noch ein bisschen schwer damit tun würden. Aber wer weiß, wie das in Zukunft aussehen wird: I’ll be back.

※ Zweitveröffentlichung des bei LEAD Digital erschienen Beitrags. Den originalen Artikel vom 07. Juni 2018 finden Sie hier.

Im Eingangsbereich des Henn Na Hotels in Tokio heißen zwei Roboter-Rezeptionistinnen die Gäste willkommen (Bild: Björn Eichstädt) Im Eingangsbereich des Henn Na Hotels in Tokio heißen zwei Roboter-Rezeptionistinnen die Gäste willkommen (Bild: Björn Eichstädt)
... doch an der Rezeption stehen nicht nur Roboter, auch ein ... doch an der Rezeption stehen nicht nur Roboter, auch ein "Don't Touch"-Schild ist aufgebaut und ein Check-in-Automat (Bild: Björn Eichstädt)
Im Hotelzimmer stehen jede Menge technologische Gadgets (Bild: Björn Eichstädt) Im Hotelzimmer stehen jede Menge technologische Gadgets (Bild: Björn Eichstädt)
... wie zum Beispiel ein Saugroboter (Bild: Björn Eichstädt) ... wie zum Beispiel ein Saugroboter (Bild: Björn Eichstädt)
Der Fernseher ist mit Google Chromecast ausgestattet, ein Der Fernseher ist mit Google Chromecast ausgestattet, ein "Handy"-Smartphone kann als Steuerung für Licht, Klimaanlage und TV eingesetzt werden (Bild: Björn Eichstädt)
Björn Eichstädt
Managing Partner | Digital, IT, Japan
Storymaker 
https://jp.storymaker.de/
b.eichstaedt@storymaker.de
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