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Startups – Der Mut der Ahnungslosen. 10 Anforderungen an Startup-Unternehmer

Dr. Ruprecht Vondran, DJW-Ehrenvorsitzender

Closing Remarks zum DJW-Symposium am 17.06.2016

So 17.07.2016, 11:16 Uhr
  1. Klar: Er muss über eine innovative Technik verfügen. Auf Schu­hen mit alten löchrigen Sohlen kommt man nicht weit. Nur mit einem neuen Laufwerk zieht man an der Konkurrenz vorbei.
  2. Freilich: Eine neue Technik genügt nicht. Wie kann man Men­schen dazu bringen, für eine Innovation in die Tasche zu greifen? Viele gehen an neuer Technik – sei es aus der eigenen Substanz, sei es gekauft oder gar geklaut – achtlos vorbei. Um sie zu nutzen, bedarf es, zweitens, einer Geschäftsidee.
  3. Wichtige Voraussetzung Nr. 3: kein Geld. Das mag Sie überraschen. Tatsache ist, der erfolgreiche Startup-Un­ternehmer lebt nicht im Überfluss. Schon eher ist die öde Garage ein Symbol. Leere Taschen – am Beginn – helfen offenbar, Gedanken die notwendigen Schwingen zu geben, Kreativität anzuregen und die richtige Flughöhe zu gewinnen.
  4. Aber auch das Vierte ist unverzichtbar: Wer erfolg- reich starten will, muss Menschenkenntnis haben, bestenfalls vom Stamm der Menschenfänger sein, denn er muss zum Überzeugungskünstler, besser Überzeugungstäter werden. Und andere Leute dazu bringen, ihre Tasche zu öffnen.
  5. Oder er muss ein begabter Taschendieb sein. Ganz wörtlich ist das nicht zu nehmen. Aber dennoch geht es nicht ohne Eigenschaft Nr. 5: Anderen Leuten ins Portemonnaie zu langen gelingt nur, wenn er sich auskennt. Er trifft auf ganz verschiedene Typen: leichtgläubige Hasardeure, die auf ihr Geld nicht achten. Aber auch kühle Rechner, die das Kalkül kennen, Chance gegen Risiko wägen. Bei jedem Typ ein anderer Griff, ein anderer Ton.
  6. Der Startup-Unternehmer muss – Eigenschaft Nummero 6 – den Mut des Ahnungslosen haben, der auf Bergtouren an Abgründen vorbei klettert, ohne die Absturzgefahr auch nur zu bemerken. Und wenn er sie erkennt, muss er innerlich jung genug sein (das Alter wird hier nicht an Jahren gemessen), um der Gefahren zu spotten.
  7. Fail once, fail twice, fail better – sagen die Angelsachsen. Das markiert die Nummer 7. Ist der Weg auch steiler und länger als gedacht, liegen plötzlich harte Brocken auf der Route, muss er Abgründe hinab und dann wieder hinauf. Er braucht die Fähigkeit, neue Kraft zu aktivieren und durch­zustarten. Immer einmal mehr aufstehen als hinfallen.  
  8. Zu seinem Besitzstand muss das Hochgefühl gehören, die Welt zu verändern. Dann bildet sein Körper Testosteron, um durchzuhalten. „Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, rufet die Arme der Götter herbei“, heißt dies bei Goethe. Naturwissenschaftlich nüchterner heißt dies: Körper und Geist müssen auch bereit sein, Hormone für Stresssituationen auszustoßen. Adrenalin, wenn es drauf ankommt. Das ist unsere Nummer acht.
  9. Wir kommen gegen Ende, zu Ziffer 9. Er muss das Urteil der Nachgeborenen aushalten – sei es den Ruhm der Nachwelt, wenn er erfolgreich war, sei es die Schmach der Niederlage. Und wir, die Flügellosen, die keinen Schwung zu „Startup“ gefunden haben, sollten bereit sein, das Be­mühen für die Tat nehmen. Amerika – da hast Du es besser- 
  10. Doch nun, ganz besonders bitter, das Allerletzte: Schon der „Alte Fritz“ wusste: Generäle ohne Fortune – sie mögen noch so gute Strategen sein, noch so hart und aufopfernd im Kampf – er konnte sie nicht gebrauchen. Das Glück des Tüchtigen muss ihm zur Seite stehen. „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Ich male ein Fragezeichen: Das Feuer mag noch so heiß, der Hammerschlag noch so gezielt und kräftig sein– diese Nummer zehn lässt sich nicht zwingen. 

Das war´s und das ist´s!
Bill Gates für Micosoft, Steve Jobs für Apple, Lary Page für Google, Mark Zuckerberg für Facebook – sie und andere Helden unserer Zeit können sich im Ruhm der Nachwelt sonnen. Sie haben die Welt verändert. Aber es gibt auch die anderen. Die im Dunkeln sieht man nicht. Diesem Ge-setz können wir nicht entkommen. Und sei´s drum, es soll uns nicht schrecken!

Dr. Ruprecht Vondran
DJW-Ehrenvorsitzender
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