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Kolumne (Oktober 2017)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Die Weltwirtschaft steht vor einer dritten Welle der digitalen Revolution

Mo 16.10.2017, 10:41 Uhr

Die Weltwirtschaft steht vor einer dritten Welle der digitalen Revolution. Während die ersten beiden Wellen durch die massenhafte Ausbreitung der PCs und die Ausweitung des Internets sowie die Verbreitung von Mobiltelefonen und der wachsenden Bedeutung der Social Media gekennzeichnet sind, wird die dritte Welle vor allem von der künstlichen Intelligenz, Big Data und der Vernetzung (Internet der Dinge) angetrieben. Der anhaltende Preisverfall von Halbleitern, Sensoren, Batterien etc. ermöglicht einen immer breiteren Einsatz digitaler Technologien. Gehörte bisher Erdöl zu den wichtigsten Rohstoffen im Wirtschaftssystem, so werden in Zukunft Daten diese Rolle übernehmen. Immer mehr Geschäftsfelder werden davon erfasst werden, sodass viele Unternehmen und Geschäftsmodelle vor großen Herausforderungen stehen.

Gerade der viel gelobte deutsche Mittelstand scheint hierbei hinterherzuhinken. Laut einer Studie der KfW haben bisher nur etwa 20 % der mittelständischen Unternehmen Digitalisierungsprojekte umgesetzt, während mehr als 30 % noch in einem Grundstadium der Digitalisierung sind. Immerhin scheinen die Unternehmen in Deutschland, aber auch in Japan die Chancen und Risiken der Digitalisierung erkannt und entsprechend ihre Investitionsbudgets angepasst zu haben. Von steigenden Investitionsausgaben gehen positive Impulse für das Wirtschaftswachstum aus, wie die gute Konjunkturentwicklung in Deutschland und Japan zeigt.

Die Perspektiven für die Weltwirtschaft sind vor diesem Hintergrund positiv, wobei in diesem Zusammenhang noch viele spannende Fragen offen sind: Wie wird sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt auswirken? Werden Arbeitsplätze permanent verloren gehen oder gelingt es, durch stärkere Investitionen in Fort- und Weiterbildung der Arbeitnehmer, diese für neue entstehende Arbeitsplätze fit zu machen? Können Unternehmen auf einem globalen digitalen Markt überhaupt ihre Preise anheben, und wird daher die Inflation langfristig niedrig bleiben?

Die bisher veröffentlichten Studien zu den Folgen der Digitalisierung für den Arbeitsmarkt zeigen kein eindeutiges Ergebnis. Zu einem positiven Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie über den Einsatz von Industrierobotern in Deutschland, die zeigt, dass Roboter eher zu Arbeitspartnern werden, als dass sie Menschen aus ihrer Arbeit verdrängen. Bei einem Roboter als Arbeitspartner steigen jedoch die Anforderungen an die Qualifikation und damit an die Bildung. Über den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und Inflation gibt es interessanterweise bisher noch keine Untersuchungen. Insgesamt steht die Weltwirtschaft wieder einmal vor einem großen technologischen Umbruch, der nahezu alle Lebensbereiche erfassen wird und daher viele Chancen zur gemeinsamen Diskussion und Kooperation zwischen Japan und Deutschland bietet.

Gerhard Wiesheu
Partner,  Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Partner, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
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