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Kolumne (April 2017)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Energiemix der Zukunft

So 16.04.2017, 13:11 Uhr

Die Klimaabkommen von Kyoto und zuletzt Paris zeigen, dass die Gefahren des Klimawandels ernst genommen werden und eine hohe Bereitschaft für gemeinsames Handeln auf globaler Ebene besteht. Auch Japan und Deutsch-land müssen nun große Anstrengungen unternehmen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. In Deutschland entsteht das Treibhausgas CO2 zu 95 % beim Erzeugen von Strom und im Verkehr. Die geplante merkliche Reduktion des CO2- Ausstoßes soll erreicht werden, indem der Anteil an erneuerbaren Energien bei der Stromproduktion bis 2020 auf 35 % und bis 2050 auf 80 % steigt; aktuell liegt er bei etwa 29 %, wozu Wind- und Photovoltaikanlagen etwa 60 % beitragen. Japan plant den Anteil der erneuerbaren Energien bei der Stromproduktion bis 2030 auf 22-24 % zu erhöhen. Im Gegenzug soll die Quote fossiler Energieträger von 88 % (2013) auf 56 % fallen.

Windflauten oder Wolken sorgen jedoch für eine hohe Fluktuation bei der Stromproduktion durch erneuerbare Energien, sodass dringend adäquate Speichermöglichkeiten gefunden werden müssen, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Eine Speicherform besteht in Wasserstoff, der sich über einen längeren Zeitraum gut lagern und bei Bedarf zurück zu Strom umwandeln lässt. Ein Nachteil ist aber der noch geringe Wirkungsgrad der Rückverstromung von Wasserstoff von 34-44 %. Dennoch sehen Experten im Wasserstoff eine interessante Speicher- und Antriebsalter-native. Des Weiteren lässt sich Wasserstoff in der Fahrzeugtechnik als umweltfreundlicher Kraftstoff nutzen. Die Vorteile gegenüber dem Elektroantrieb liegen in der größeren Reichweite und in der schnellen Betankung. Der japanische Autohersteller Toyota ist hier mit dem Serienmodell „Mirai“ ein Vorreiter. Der erwartete Absatz für das Jahr 2015 wurde gleich im ersten Monat um mehr als das Drei-fache übertroffen. Nicht zuletzt bieten die Olympischen Spiele 2020 in Tokyo den Japanern die Gelegenheit, sich international als Vorreiter bei Wasserstofftechnologien zu präsentieren. In diesem Zusammenhang plant allein die Stadt Tokyo bis zu den Spielen Subventionen und Investitionen in die Infrastruktur von 400 Mio. USD. Das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie hat ein Ziel von 40.000 Wasserstoffautos und 160 Tankstellen bis 2020 gesetzt. Auch auf dem deutschen Markt besteht ho-her Investitionsbedarf in die Infrastruktur. Auf 2.500 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge kommen aktuell lediglich 27 Wasserstofftankstellen. Geplant ist, die Zahl dieser Tank-stellen bis 2023 auf 400 auszubauen, des Weiteren will der Bund als Teil seiner Wasserstoffstrategie bis 2018 161 Mio. EUR in Forschungs- und Entwicklungsprojekte investieren.

Im Vergleich zur Elektromobilität fallen die Zahlen jedoch gering aus: Derzeit gibt es in Deutschland ca. 6.500 Ladestationen für Elektroautos, und es werden 43.000 Lade-stationen benötigt, um das Ziel von 1 Mio. Elektroautos bis 2020 zu erreichen. Auch auf unserem nächsten DJW-Symposium am 12. Mai 2017 in Herten werden wir uns gemeinsam mit Experten mit dem „Energiemix der Zukunft“ beschäftigen – mit besonderem Fokus auf der Wasserstofftechnologie. Wir würden uns freuen, Sie zu dieser Veranstaltung zu begrüßen.

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
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