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Kolumne (April 2016)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Als Jungbrunnen einer Volkswirtschaft haben Startups einen enormen Stellenwert

So 17.07.2016, 11:26 Uhr

Als Jungbrunnen einer Volkswirtschaft haben Startups einen enormen Stellenwert. Umso erstaunlicher mutet es an, dass Deutschland und Japan hier noch deutlichen Nachholbedarf haben: In Deutschland lag der Anteil der Entrepreneure an der erwachsenen Bevölkerung zuletzt bei 5,3 %, in Japan bei 3,8 % – und damit zum Beispiel deutlich unter den 13,8 % in den Vereinigten Staaten. Ein Grund hierfür könnte in der Angst vor Fehlschlägen liegen, die 40 % der Bevölkerung in Deutschland und 55 % in Japan davon abhalten, unternehmerisch tätig zu werden. In den USA kommt dagegen nur für 30 % der Bevölkerung eine Unternehmensgründung aufgrund der Angst vorm Scheitern nicht infrage. 

Neben psychologischen Aspekten spielt die Gesetzgebung im jeweiligen Land eine große Rolle. Der Bundesverband Deutscher Startups e. V. sieht hierbei vor allem bei Regulierung und Bürokratie hohe Hürden. Im „Doing Business“-Ranking der Weltbank liegt Deutschland in der Kategorie „Starting a Business“ nur auf Platz 107. Sowohl beim Bürokratieaufwand als auch bei der benötigten Zeit für eine Gründung schneidet Deutschland deutlich schlechter ab als der OECD-Durchschnitt. Japan rangiert zwar weiter vorne auf Platz 81, die japanischen Startups leiden aber zusätzlich zum hohen Aufwand für Bürokratie und zur überdurchschnittlichen Gründungszeit unter höheren Kosten für eine Unternehmensgründung als der OECD-Durchschnitt.

Interessanterweise scheint die Verfügbarkeit von Venture-Capital in beiden Ländern kein Hemmnis zu sein. So liegt Deutschland im 120 Länder umfassenden „Venture Capital & Private Equity Country Attractiveness“-Index 2015 auf Rang sieben und damit zwei Plätze hinter Japan auf Rang fünf. In puncto Anzahl der Börsengänge rangiert Japan mit Platz acht noch deutlicher vor Deutschland auf Platz 17.

Die Startup-Szenen in Japan und Deutschland sind er­freu­licherweise schon miteinander vernetzt, was dafür spricht, dass beide Länder engagiert daran arbeiten, zu den führen­den Nationen in diesem Segment aufzuschließen. Beispiels­weise testen Forscher des Universitätsklinikums in Bochum den Einsatz von HAL-Systemen (HAL steht für Hy­brid Assis­tive Limb, also hybride unterstützende Glied­maße), die Menschen mit Lähmungen oder eingeschränkter Beweg­lichkeit unterstützen sollen. Entwickelt wurden diese Sys­teme von japanischen Wissenschaftlern der Firma Cyber­dyne, einem Startup der Universität Tsukuba. Des Weiteren vergibt das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus Tokyo (DWIH) zusammen mit deutschen Unternehmen seit 2008 jedes Jahr einen „German Innovation Award“ an japa­nische Nachwuchswissenschaftler.

Am 17. Juni 2016 wird der DJW im Rahmen seines 30-jährigen Bestehens ein Symposium zum Thema „Startups in Deutschland und Japan“ in Berlin veranstalten. Wir er­war­ten hochkarätige Referenten und spannende Dis­kus­sionen und freuen uns, wenn zahlreiche Interessenten diese Gelegenheit zum regen Informations- und Er­fahrungsaustausch nutzen.

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
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