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Japan als Dreh- und Angelpunkt zum RCEP-Raum

Der DJW zum Abschluss der Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP)

Special Advisor Public Relations

Mi 18.11.2020, 14:28 Uhr

Europa ist jetzt außen vor? So las sich so manche Schlagzeile Anfang der Woche, ob des gerade vereinbarten RCEP-Abkommens zwischen Südost- und Ostasien sowie Ozeanien. Das RCEP ist durchaus ein wichtiges Zeichen für Multilateralismus und freien Handel. Viele Artikel lasen sich jedoch, als gäbe es bislang keinerlei Abkommen, keine Zusammenarbeit dieser Art zwischen Europa und Südost- und Ostasien. Als sei die EU nun plötzlich abgehängt von der Zukunft des Handels. Das EU-Japan Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA), das vor zwei Jahren als Meilenstein und Unterstreichung der beispielhaften Wertegemeinschaft verabschiedet wurde, hatte kaum ein Medium auf dem Schirm. Dabei wäre gerade dieses aktuell zu besprechen. Denn Japan wird bei einer gemeinsamen Betrachtung der beiden Abkommen EPA und RCEP zum Dreh- und Angelpunkt zwischen europäischem und asiatischem Handel.

Japanisch-europäische Handelsaktivitäten gibt es schon lange. Allerdings ist die japanische Industrie hier eher Akteur hinter den Kulissen. Die Nummer 3 der Weltwirtschaft handelt vorwiegend im Stillen. Große Töne oder Medienpräsenz sind nicht üblich. Nur Insidern ist beispielsweise bekannt, dass allein in Deutschland über 1.800 japanische Unternehmen einen Sitz haben und hier im intensiven Austausch mit der deutschen Wirtschaft stehen. Sind diese Zurückhaltung und die daraus resultierenden, fehlenden Schlagzeilen der Grund, warum Japan und die EU in der aktuellen RCEP-Berichterstattung kaum vorkommen? Das wäre bedauerlich, denn aktuell passiert im Rahmen des EPA viel.

An Foren mangelt es nicht und diese werden rege genutzt. Noch im Oktober diskutierten hochrangige Industrievertreter Japans mit ihren deutschen Counterparts auf der Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft, des größten Dialogforums dieser Art, zu Kernthemen der digitalen Transformationen. Der EU-Japan Business Round Table (BRT), als wichtiges Vehikel für den Austausch zu Wirtschaftsinteressen und konsultierendes Bindeglied des EPA, zog auf seiner Jahreszusammenkunft am 5. November zuletzt ein positives Zwischenresümee des Freihandelsabkommens zwischen den 27 EU-Staaten und Japan. Laut Angaben der EU-Kommission konnten Maschinenbauer ihre Ausfuhren nach Japan seit Inkrafttreten des Abkommens von Februar bis November 2019 direkt um 16,4 Prozent steigern. Für den Zeitraum zwischen Februar 2019 und Januar 2020 wurde laut Eurostat beispielsweise zudem ein Exportanstieg nach Japan von 13,4 Prozent an Wein und Trauben sowie von 7,4 Prozent für Schmuck verbucht. Japan exportierte wiederum mit einem Zuwachs von 45,8 Prozent Fleischprodukte, 135,9 Prozent Fischprodukte und auch Autos mit einem Mehr an 21,5 Prozent.

Die 56 Industrievertreter des BRT auf beiden Seiten, viele auf japanischer Seite mit europäischem Hauptsitz in Deutschland, entwickelten Empfehlungen, die gerade die Bereiche der Digitalisierung, der Energiewende, der Stärkung der Wertschöpfungsketten und der globalen Zusammenarbeit für eine Erholung der Wirtschaften und Gesundheitssysteme in den Fokus der japanisch-europäischen Agenda rücken – nicht zuletzt, um auch mit dem EPA als Rückenwind „einen new way forward“ aus der Pandemie zu erschließen.

Der Weg in Richtung RCEP-Raum führt mit Sicherheit über Japan. Der stille Wirtschaftsgigant im Osten sollte für uns wieder stärker in den Fokus rücken. Abseits aller Hypes mit einem klaren Ziel: bestehende, wertebasierte Beziehungen für unsere Rolle im Morgen nutzen.

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