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Kolumne (Oktober 2024)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Startups in Deutschland und Japan: Ein Vergleich

Mi 09.10.2024, 12:10 Uhr

Startups spielen eine zunehmend bedeutendere Rolle in der Wirtschaft. Sie treiben Innovationen voran, schaffen neue Arbeitsplätze und verleihen globalen Märkten Dynamik. Deutschland und Japan haben sich in den vergangenen Jahren als Akteure in der internationalen Startup-Szene etabliert, wobei ihre Ökosysteme in vielerlei Hinsicht vergleichbar, aber auch sehr unterschiedlich sind.

Viele Gemeinsamkeiten…

Sowohl Deutschland als auch Japan setzen stark auf technologieorientierte Startups. In beiden Ländern stehen Schlüsselbranchen wie Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz (KI) und GreenTech im Mittelpunkt, die technologischen Schwerpunkte ergänzen sich hier häufig. Während in Deutschland zusätzlich innovative Geschäftsmodelle im Bereich E-Commerce und FinTech vorherrschen, konzentriert sich Japan besonders auf die Bereiche Robotik, Internet der Dinge (IoT) und Medizintechnik.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist die staatliche Unterstützung: Beide Regierungen initiierten zahlreiche Förderprogramme, um Startups zu unterstützen. In Deutschland gehören dazu Programme wie die kürzlich vorgestellte WIN-Initiative der Bundesregierung, die bis zum Jahr 2030 knapp zwölf Milliarden Euro in junge Unternehmen investieren wird. In Japan wurde die Initiative „J-Startup“-Programm ins Leben gerufen. Die Japanische Außenhandelsorganisation JETRO kündigte vor Kurzem an, dass 105 japanische Startups in das „Global Startup Acceleration Program“ (GSAP) aufgenommen werden. Dieses Programm wurde 2020 unter anderem von JETRO und dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) gestartet, um die Expansion japanischer Startups im Ausland zu unterstützen.

Auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen beider Länder spielen eine zentrale Rolle. Sie dienen als Innovationszentren, die viele Gründer hervorbringen und den technologischen Fortschritt maßgeblich fördern.

…aber auch Unterschiede

Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten gibt es markante Unterschiede in den Startup-Ökosystemen der beiden Länder. Ein wesentlicher Aspekt ist die Risikobereitschaft. In Deutschland herrscht nach wie vor eine eher risikoaverse Kultur, bei der Unternehmensgründungen langfristig geplant werden. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren, insbesondere in Berlin, eine zunehmend mutigere und innovationsfreudige Gründungskultur entwickelt. Japan hingegen ist aktuell noch risikoaverser – auch deshalb sind Startup-Initiativen vonnöten.

Ein zusätzliche Differenz liegt in der Internationalisierung und Marktgröße. Deutschland profitiert von seiner geografischen Lage. Entsprechend ist es nicht ungewöhnlich, dass deutsche Startups frühzeitig internationale Wachstumsstrategien verfolgen. Japan hingegen konzentriert sich zunächst stärker auf den heimischen Markt, der aufgrund seiner Bevölkerungsgröße viel Potenzial bietet. Allerdings verlangsamt dies häufig die internationale Expansion japanischer Unternehmen im Vergleich zu ihren deutschen Pendants.

Während die starke internationale Vernetzung und der Zustrom globaler Talente Deutschland zu einem attraktiven Standort für Startups machen, stellen Bürokratie und der zunehmende Fachkräftemangel große Herausforderungen dar. Japan wiederum sieht sich mit einer alternden Bevölkerung und einer langsameren Internationalisierung seines Startup-Ökosystems konfrontiert.

Ausblick: Was bringt die Zukunft?

In Zukunft werden Deutschland und Japan weiterhin gefordert sein, ihre Startup-Ökosysteme an globale Entwicklungen anzupassen. Trotz unterschiedlicher Herausforderungen besitzen beide Länder das Potenzial, ihre Startups zu globalen Akteuren zu entwickeln. Durch gezielte Reformen und eine stärkere internationale Zusammenarbeit können Deutschland und Japan ihre Positionen im weltweiten Startup-Ökosystem festigen und ausbauen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Innovationskraft beider Nationen nachhaltig zu stärken.

Auch wir, als Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis, werden unseren Beitrag leisten, den Zugang zu beiden Ökosystemen in unseren Ländern zu erleichtern. Mit unserem aktuellen Projekt des Infomapping Startups laden wir unsere Mitglieder zum Mitwirken und Teilhaben ein!

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
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