Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender
Deutsch-japanische M&As: Tiefgreifendere Verflechtung als Chance
Mergers and Acquisitions (M&A) spielen eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft, da sie Unternehmen die Möglichkeit bieten, schnell zu wachsen, neue Märkte zu erschließen und ihre Wettbewerbsposition zu stärken. Durch den Zusammenschluss zweier Unternehmen können Synergien entstehen, die es ermöglichen, Kosten zu senken, die Effizienz zu steigern und den Marktzugang zu verbessern.
In einer sich transformierenden Weltordnung, geprägt von geopolitischen Spannungen und anderen Herausforderungen, könnte die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan in Form von Unternehmensübernahmen und -beteiligungen zunehmend eine strategische Rolle einnehmen. Deutsch-japanische M&As können dazu beitragen, die bilateralen Beziehungen zu stärken und wirtschaftliche Kooperationen zu fördern. Gerade im Kontext, in dem politische Allianzen zunehmend wichtiger werden, dienen wirtschaftliche Verflechtungen als Brückenbauer und stabilisierende Faktoren. Insbesondere zwischen Ländern, die ohnehin gemeinsame Werte teilen.
Die breitere geografische Aufstellung führt zu einer gewissen Absicherung gegen regionale Schocks und sind damit ein Mittel zur Diversifizierung. So zeigte eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (AHK Japan) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im April 2024, dass geopolitische Unsicherheiten und der Wunsch nach Diversifizierung die Hauptmotive für deutsche Konzerne sind, vermehrt Produktion und Management nach Japan zu verlegen – insbesondere, da zwischen beiden Ländern eine verlässliche Partnerschaft besteht.
Positive Beispiele gibt es zuhauf
Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und japanischen Unternehmen bietet eine Vielzahl von Chancen, vor allem im Bereich der Technologie und Fertigung, wo Japan und Deutschland traditionell starke Kompetenzen vorweisen. Aber auch in der Finanzbranche sind bedeutende Verflechtungen zu beobachten. So beteiligte sich die Daido-Versicherung an der Nürnberger Versicherung, die Nippon Life Versicherung wiederum bei der DWS.
Ein herausragendes Beispiel für eine erfolgreiche deutsch-japanische Unternehmenskooperation ist die Partnerschaft zwischen DMG Mori Seiki (früher Gildemeister) und Mori Seiki. Diese Allianz, die 2009 begann, vereinte zwei führende Hersteller von Werkzeugmaschinen aus Deutschland und Japan. DMG Mori Seiki profitierte von der Kombination der deutschen Expertise in Ingenieurskunst und Maschinenbau mit der japanischen Präzision in der Fertigungstechnik. Diese Synergie führte zu verbesserten Produktangeboten und einer stärkeren Marktposition.
Beide Unternehmen haben ihre Ressourcen in Forschung und Entwicklung gebündelt, um technologische Innovationen voranzutreiben. Durch die Partnerschaft konnte jedes Unternehmen auf den etablierten Märkten des anderen Fuß fassen. Dies eröffnete neue Absatzmärkte und stärkte die globale Präsenz beider Firmen.
Doch natürlich sind M&As nicht unkompliziert. Kulturelle Unterschiede in der Unternehmensführung und Entscheidungsfindung können zu Reibungen führen. Auch regulatorische Hürden und die oftmals unterschiedliche Wirtschaftspolitik beider Länder stellen oft komplexe Barrieren dar. Da Deutschland und Japan jedoch ein Interesse an tiefgreifenderen wirtschaftlichen Verflechtungen haben, können wir in Zukunft gespannt auf die M&A-Branche schauen.