Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender
Mehr Resilienz – welche Strategien verfolgen deutsche und japanische Unternehmen?
Manchmal wird ein Wort zu einem sogenannten Buzzword – es begegnet einem plötzlich jeden Tag, ist in aller Munde. Man kommt an ihm nicht vorbei und manchmal wird es sogar zum Wort des Jahres gekürt.
Erinnern Sie sich an das Wirtschaftswort des Jahres 2022?
Es war „Resilienz“. Es beschreibt die Fähigkeit eines Systems, nach einer Krise wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzukehren und sogar gestärkt aus der Situation hervorzugehen.
Und es scheint derzeit, als ginge eine Krise nahtlos in die nächste über: Von der Banken- zur Schuldenkrise, über den Ausbruch der Covid-Pandemie hin zur Energiekrise ausgelöst durch den Überfall Russlands auf die Ukraine. Folglich wurde der „Krisenmodus“ zum Wort des Jahres 2023 gewählt. Es bedeutet, dass ein Ausnahmezustand zum Dauerzustand geworden ist.
Veränderung erfordert Mut…
Die vielen Krisen, der Krisenmodus, in dem die Welt derzeit gefangen ist, und die teils dramatischen Auswirkungen haben Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor Augen geführt, wie wichtig Resilienz ist. Wir alle müssen uns ständig an neue Gegebenheiten anpassen und widerstandsfähig bleiben – es ist entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit.
Anpassung bedeutet Veränderung. Und Veränderungen erfordern Mut. Denn eine Garantie gibt es nicht, dass getroffene Entscheidungen und neu gestellte Weichen sich als richtig und zukunftsfähig erweisen.
Unternehmern, die sich auf eine langjährige Tradition und Erfahrung stützen können, fällt es oftmals leichter, sich auf diesen Prozess einzulassen. Gerade in Deutschland und Japan gibt es zahlreiche Unternehmen, die auf ein jahrzehnte- teils sogar jahrhundertelanges Bestehen zurückblicken können. Sie haben im Laufe der Zeit viele Krisen überwunden, ihre Resilienz bewiesen. Sie sind offen für Veränderungen, stehen neuen Technologien und Entwicklungen nicht per se kritisch gegenüber. Sie stellen ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand. Wenn nötig, dann scheuen sie sich nicht, grundlegende Veränderungen im Unternehmen umzusetzen.
… und den Austausch mit vertrauensvollen Partnern
Um konstruktiv mit Krisen umzugehen, gibt es viele Stellschrauben und unterschiedlichste Strategien – wichtig dabei ist immer auch der Austausch zwischen Partnern. Deutschland und Japan stehen vor ähnlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Um diese besser zu bewältigen, stiftet ein vertrauensvoller Dialog sowie die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und Ländern immensen Mehrwert.
Das DJW-Symposium 2024 zum Thema „Resilienz und Zukunftsfähigkeit“ am 3. Juli 2024 bot der deutsch-japanischen Business-Community Gelegenheit für einen intensiven Austausch zu unterschiedlichen Unternehmensstrategien, um sich resilient und zukunftsfähig aufzustellen. Diese deckten die Spannbreite von der Diversifizierung bis hin zur Refokussierung auf das Kernprodukt ab und wurden auf dem Panel und mit dem Publikum lebhaft diskutiert. Resilientere Lieferketten, Handelsabkommen, neue Technologien und Offenheit für Veränderungen: Das Symposium bot eine hervorragende Plattform für Ideen, Denkanstöße und Diskussionen, um Wirtschaft und Unternehmen resilient und zukunftsfähig aufzustellen.