Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender
G7-Präsidentschaft Deutschlands: Eine Chance, die internationalen Beziehungen zu stärken?
Das neue Jahr stellt die Weltgemeinschaft erneut vor große Herausforderungen. Die Gruppe der sieben führenden Industrieländer (G7) koordiniert gemeinsam ihren Umgang mit globalen Krisen – und diese gibt es aktuell zuhauf. 2022 steht Deutschland der Gruppe vor. Der Handlungsdruck ist groß: Was kann die deutsche Bundesregierung in diesem Jahr gemeinsam mit ihren Partnern bewegen?
G7 müssen sich profilieren
Der G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, die USA und Japan an. Als Mitglied mit Beobachtungsstatus nimmt auch die Europäische Union als Ganzes teil. Der Vorsitz wechselt jährlich zwischen den Mitgliedern. Deutschland wird 2023 von Japan abgelöst, 2021 war Großbritannien der G7 vorsitzend. Russland wurde 2014 wegen der Annexion der Krim ausgeschlossen, eine Rückkehr ist aktuell nicht absehbar. Seitdem versucht sich die G7 als Staatengemeinschaft zu profilieren, die Werte wie Freiheit, Rechtstaatlichkeit und internationale Zusammenarbeit verteidigt. So lädt die G7-Staatengruppe auch andere Länder als Gäste ein: 2021 nahmen mitunter Indien, Südkorea oder Australien an den Sitzungen teil – 2022 dürften erneut Einladungen an Länder aus Afrika oder dem pazifischen Raum folgen.
Globale Herausforderungen der Staatengemeinschaft
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz wird das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der G7 vom 26. bis zum 28. Juni auf Schloss Elmau in Bayern leiten. Thematisch dürfte es bei diesem G7-Gipfel um die Herausforderungen gehen, die uns auch schon vergangenes Jahr allgegenwärtig begleitet haben: die Bekämpfung der Corona-Pandemie, Klimaschutz, wirtschaftlicher Aufschwung, geopolitische Spannungen und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit. Keines der Ziele kann erreicht werden, wenn es einzeln betrachtet wird. Die Lösung der Probleme muss gemeinsam gedacht und erarbeitet werden, im Sinne der internationalen Gemeinschaft. Denn noch immer warten Millionen von Menschen in Afrika, Asien und anderen Weltregionen auf den Zugang zu Strom, sauberem Wasser, Gesundheitsversorgung und Bildung. Hier ist der Westen gefordert, Entwicklungs- und Schwellenländer miteinzubeziehen – denn ohne sie wird es schwer, die Pandemie oder den Klimawandel zu bekämpfen.
Auch geopolitische Spannungen dürften dieses Jahr das Geschehen dominieren: Über allem schwebt die Frage, wie Staaten mit Russland und China umgehen werden. Hier ist eine Diplomatie gefordert, die Grenzen überwindet und Brücken baut. In Zeiten weltweiter Spannungen bedarf es umso mehr der Betonung von Gemeinsamkeiten. Diese sind beispielsweise zwischen Ländern wie Deutschland und Japan in großer Zahl vorhanden – und können mit Sicherheit auch zwischen anderen Staaten gefunden werden.
Fest steht, dass dieses Jahr viele Herausforderungen und Chancen bereithält. Es liegt an uns und der internationalen Gemeinschaft, das Beste daraus zu machen.
Ich wünsche Ihnen ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.
Gerhard Wiesheu