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Kolumne (Februar 2022)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Ukraine-Konflikt: Geopolitik ist Energiepolitik

Di 15.02.2022, 09:19 Uhr

Die Krise um die Ukraine ist geopolitischer Natur und berührt die Sicherheitsinteressen Europas und Russlands zutiefst. Sie zeigt aber auch die große Abhängigkeit Europas von Energieimporten aus Russland – ablesbar unter anderem an der Preisexplosion der in den Niederlanden gehandelten Erdgas-Kontrakte von etwa 5 EUR pro Megawattstunde im Mai 2020 bis auf in der Spitze knapp 140 EUR pro Megawattstunde im Dezember 2021. Zuletzt ist der Erdgaspreis wieder auf etwa 75 EUR pro Megawattstunde gefallen – unter anderem auch aufgrund der Bereitschaft Japans, überschüssiges Flüssigerdgas (LNG) nach Europa zu liefern.

Ein militärischer Konflikt in der Ukraine ist leider immer noch jederzeit möglich, sodass eine Energiekrise in Europa, aber auch weltweit, mit Preisturbulenzen und Versorgungsengpässen nicht ausgeschlossen werden kann. Und Europas Bedarf an Erdgas wird im Zuge der Energiewende in den kommenden Jahren voraussichtlich noch steigen. So ist Erdgas bei den CO2- und Feinstaubemissionen anderen konventionellen Energieträgern deutlich überlegen. Auch kann die Erdgas-Infrastruktur in Zukunft für den Transport von grünem Wasserstoff verwendet werden. Europa muss also seine Erdgasbezugsquellen so schnell wie möglich besser geografisch diversifizieren. Dabei darf jedoch auch nicht vergessen werden, dass Russland bisher immer alle vertraglichen Verpflichtungen erfüllt hat. Insgesamt bleibt zu hoffen, dass diplomatische Lösungen im Ukraine-Konflikt gefunden werden. Die hohen Energiepreise und die offensichtlich gewordenen Versorgungsrisiken sollten gleichermaßen für alle ein Ansporn sein, das Tempo der Energiewende zu erhöhen.

Dazu möchte auch der DJW einen Beitrag leisten: Auf der Veranstaltung „25 Jahre nach dem Kyoto-Protokoll – Wo stehen wir im Klimaschutz?“ am 9. März 2022 wollen wir mit Ihnen darüber diskutieren, warum internationale Technologiekooperationen und ein nahtloser Wissenstransfer wichtiger denn je sind.

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
http://www.djw.de
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Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
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