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Kolumne (April 2022)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Die Zukunft der Luft- und Raumfahrttechnik

Do 14.04.2022, 11:32 Uhr

Die russische Invasion in der Ukraine verstärkt die Rufe nach einer schnelleren Energiewende und diversifizierten Lieferketten. Die Auswirkungen auf die internationale Energieversorgung und die Produktion technologierelevanter Rohstoffe sind enorm. Bestehende Technologien müssen besser genutzt und Innovationen schneller vorangetrieben werden. Gleichzeitig ist die internationale Zusammenarbeit ein wichtiger Bestandteil der Lösung – das zeigt nicht nur der Blick auf die Erfolgsaussichten eines rein national ausgerichteten Klimaschutzes.

Eine Branche, auf die sich diese Beobachtungen direkt übertragen lassen, ist die Luft- und Raumfahrt. Das zivile Fliegen und die Nutzung des Luftraums für den internationalen Frachtverkehr eröffneten der Gesellschaft in vielen Lebensbereichen neue Möglichkeiten. Die Raumfahrt spielt eine zentrale Rolle in der Forschung & Entwicklung und stellt nebenbei den Außenposten unserer Zivilisation dar – der Mars lässt grüßen. Die Erforschung des Weltraums bietet neue Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit, parallel dazu nimmt aber auch der Wettbewerb der Länder untereinander zu.

Status Quo der Luft- und Raumfahrtindustrie

Doch müssen für eine gesicherte Zukunft der Luft- und Raumfahrt und unseres Planeten zuerst dringende Herausforderungen gelöst werden: Zwischen 1940 und 2018 hat allein die globale Luftfahrt laut einer Studie schätzungsweise 32,6 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen. Das entspricht knapp 1,5 Prozent der gesamten menschengemachten CO2-Emissionen. Die Hälfte der knapp 33 Milliarden Tonnen entfällt dabei allein auf die letzten 20 Jahre. Es gibt Konzepte, die das Fliegen ökologisch nachhaltiger machen, doch liegen deren konkrete Umsetzung noch einige Jahre in der Zukunft. Nach einer Ankündigung der Bundesregierung ist mit synthetischen Kraftstoffen in wirkungsvollen Mengen, die zu einer CO2-Reduzierung in der Flugbranche beitragen dürften, frühestens 2030 zu rechnen.

Der Umstieg auf alternative Antriebsarten von Flugzeugen wie Batterien oder Wasserstoff ist technisch zwar in Reichweite, doch scheint die Zeit für einen flächendeckenden Einsatz noch nicht gekommen zu sein. Dazu kommt, dass die durch die Coronapandemie stark gebeutelte Luftfahrtbranche nicht gerade mit Vorfreude auf mögliche kostenintensiven Investitionen blickt. Dennoch: Die Rückkehr der Reiseaktivitäten auf das Vorkrisenniveau wird auch der Frage nach umweltschonenden Flugbedingungen wieder mehr Aufmerksamkeit verleihen.

Herausforderungen und Lösungsansätze für eine internationale Zusammenarbeit

Auch die Raumfahrt steht aktuell nicht nur wegen dem Ukraine-Krieg unter besonderer Beobachtung: Die Zusammenarbeit mit Russland gestaltet sich für den Westen auch auf dieser Ebene zunehmend als schwierig. So wurde beispielsweise die europäisch-russische Marsmission „ExoMars“ zunächst ausgesetzt. Die russische Raumfahrtgesellschaft Roskosmos ist hier maßgeblich an Start und Landung beteiligt. Der Betrieb der internationalen Raumstation ISS scheint zwar aufgrund der gegenseitig bestehenden Abhängigkeiten zwischen den USA und Russland nicht unmittelbar gefährdet, doch bedrohen abgesagte Starts von Weltraummissionen mit Sojus-Raketen die zukünftige internationale Kooperation. Diese Entwicklungen bieten aber auch Potenzial für andere Partnerschaften: Das Unternehmen „SpaceX“ von Elon Musk hat in den letzten Jahren mit der Entwicklung der teilweise wiederverwendbaren Weltraumrakete „Falcon 9“ für neue Impulse gesorgt. Auch intensivieren die deutsche und japanische Raumfahrtagentur ihre Zusammenarbeit. Und das eröffnet Möglichkeiten für Großunternehmen, Forschungsinstitute und für mittelständische Unternehmen aus Deutschland und Japan, neue Kooperationen einzugehen. Das Ziel sollte auch im Weltraum sein, die Abhängigkeit von großen Playern zu verringern, damit in Zukunft alle Menschen von den Errungenschaften der Raumfahrt profitieren können.

Deshalb möchte ich Sie gerne auf das DJW Symposium 2022 „Die Welt von Oben - Deutsche und japanische Luft- und Raumfahrttechnologie für eine nachhaltige Zukunft" am 09.05.2022 hinweisen. Dort werden wir uns mit den aktuellen Entwicklungen in der Luft- und Raumfahrt befassen und gemeinsam mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen diskutieren.

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
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