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Kolumne (April 2018)

Gerhard Wiesheu, DJW-Vorstandsvorsitzender

Nichts bleibt, wie es ist – Wie KI und immaterielle Güter unsere Wirtschaft verändern

Do 29.03.2018, 10:11 Uhr

Der DJW wird am 16. April eine Konferenz zum Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) veranstalten; wir haben uns für dieses Thema auch deshalb entschieden, da KI schon bald für den Unternehmenserfolg erheblich an Bedeutung gewinnen wird. Dafür spricht auch der anhaltend rapide Preisverfall für Halbleiter, Kommunikationsausrüstungen sowie Sensoren, sodass sich in Zukunft immer mehr Anwendungen von Computern steuern und vernetzen lassen. Die in den Unternehmen entstehenden Datenmengen werden in den kommenden Jahren voraussichtlich explosionsartig zunehmen. Viele Prozesse werden dann nur noch mithilfe künstlicher Intelligenz steuerbar sein. Die Ausgaben der Unternehmen für Software und andere immaterielle Güter dürften somit in den kommenden Jahren weiter kräftig steigen, während immer weniger Investitionen in traditionelle Sachanlagen fließen sollten.

Neben KI gehören andere Softwareanwendungen, Forschung und Entwicklung (F&E), Design, Branding und interne Geschäftsprozesse zu den immateriellen Gütern. Jedoch unterliegen diese ganz anderen ökonomischen Eigenschaften als die traditionellen Sachanlagen. Wie Jonathan Haskel und Stian Westlake erläuterten, stechen dabei vier Merkmale besonders heraus: Sunkenness, Spillovers, Synergies und Scalability. So gibt es für viele immaterielle Güter keinen Gebrauchtmarkt („Sunkenness“), weshalb Firmen ihre immateriellen Güter auch nicht bei Banken als Sicherheit hinterlegen können und somit kaum an Kredite kommen. Firmen schaffen es unter diesen Umständen nur mithilfe großzügiger Staatsfinanzierung oder mit Eigenkapitalbeteiligungen zu wachsen. Firmen können darüber hinaus leicht die immateriellen Güter anderer Firmen kopieren („Spillovers“). Das hohe Risiko, dass eigene Forschungsergebnisse und/oder eigenes Design von anderen Firmen kopiert werden, bedeutet, dass Firmen aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ineffizient wenig investieren. Das gilt umso mehr, als die Kombination mehrerer immaterieller Güter oft viel mehr wert ist als die Einzelteile („Synergies“). Auch lassen sich immaterielle Güter einfach vervielfältigen („Scalability“), beispielsweise Software, sodass leichter „The Winner Takes It All“-Märkte mit Monopolstrukturen entstehen können.

In diesem Zusammenhang stellt sich die spannende Frage, inwieweit sich mit der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz die altbekannten wirtschaftlichen Zusammenhänge ändern und neue (noch unbekannte) Faktoren über den Unternehmenserfolg entscheiden werden. Darüber hinaus wird zunehmend die Aussagekraft von Unternehmensbilanzen infrage gestellt werden. Die Rechnungslegung basiert überwiegend noch auf dem idealtypischen Unternehmen mit einem hohen Anteil an traditionellen Sachanlagen. Angesichts dieser großen Herausforderungen ist es sehr erfreulich, dass Japan und die Europäische Union unter anderem auch im Rahmen ihres Freihandelsabkommens versuchen, gemeinsame Standards zur Anwendung von künstlicher Intelligenz zu entwickeln und in diesem Bereich die Zusammenarbeit zu verstärken.

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA
Vorstandsvorsitzender, Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW)
info@djw.de
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