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Japanische Sprache, schwere Sprache!

Selbst für Japaner:innen ist es schwierig, Keigo-Höflichkeitsformen passend und korrekt zu benutzen

Artikel unseres Mitglieds Kaguya Reisebüro LLC

Mi 10.11.2021, 09:48 Uhr

„Keigo“, die Höflichkeitsformen, sind eines der schwierigsten Dinge für Japanischlernende. Und nicht nur für außerhalb Japans aufgewachsene Japanischlernende - sogar Japaner:innen, die als Muttersprachler eigentlich gut Japanisch können sollten, machen manchmal Fehler.

In Japan gibt es ein Konzept namens „Uchi und Soto“. Das Verständnis dieses Konzepts ist die wichtigste Voraussetzung, um Keigo richtig zu benutzen. "Uchi” bedeutet “die eigene Zugehörigkeitsgruppe". Das sind zum Beispiel Ihre Familie oder die Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Firma. „Soto“ ist „alles was nicht Uchi ist”. Wenn man sich mit Menschen aus dem Bereich „Soto“, also z.B. Kunden oder Geschäftspartnern, unterhält, verwendet man keine Ehrentitel (wie z.B. -san, -sensei) für Menschen aus „Uchi“.

Ich habe jetzt mein eigenes Unternehmen, aber als ich als Büroangestellte arbeitete, hatte ich viele ausländische Kolleg:innen und Geschäftspartner:innen, von denen viele fließend Japanisch sprachen. Natürlich gab es auch Personen, deren Muttersprache Deutsch war.

Sie hatten kein Problem damit, auf Japanisch zu sprechen, aber manchmal hörte sich ihr Japanisch ein wenig komisch an. Besonders, wenn sie das Telefon abnahmen.

Zum Beispiel das folgende Gespräch:

A: もしもし、山田部長はいらっしゃいますか? (Hallo, ist Manager Yamada da?)
B: 山田部長は、今日、お休みです。明日、電話するように申し上げます。(Manager Yamada ist heute nicht verfügbar. Ich sage ihm, dass er Sie morgen anrufen soll.)

Es gibt ein paar Fehler in dem Gespräch. Wenn sich A und B kennen, wird A eigentlich immer Bs Fehler verzeihen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die falsche Benutzung von Keigo-Formen unhöflich ist.

Der wichtigste Punkt ist: Manager Yamada ist ein „Uchi"-Ansprechpartner für B. Mit Person A, die “Soto" ist, muss man daher ohne Keigo und Ehrentitel über Manager Yamada sprechen. Aus diesem Grund sollte B "Manager Yamada" nur "Yamada" nennen ohne Verwendung des Titels „Manager“.

Ein ehemaliger Kollege von mir erzählte mir, dass er sich normalerweise dagegen wehrte, seinen Chef ganz ohne Anrede zu bezeichnen. Als ich ihm jedoch beibrachte, dass dies seine Chance war, ihn ohne Anrede oder Titel zu nennen, verbesserte er seine Telefonfähigkeiten erheblich.

"申し上げます (Ich werde es dem Manager sagen)" ist auch eine Keigo-Ausdrucksweise, die nur für Personen aus dem Bereich „Soto“ benutzt werden sollte, und muss daher durch ein anderes Wort ersetzt werden. Man kann sagen: "お電話させます (Ich lasse ihn Sie anrufen)" oder "お電話を差し上げるように申し伝えます (Ich sage ihm, dass er Sie anrufen soll)". Wenn das zu schwierig ist, kann man auch das einfachere "電話するように伝えます (Ich sage ihm, er soll Sie anrufen)" verwenden.

Fehler in Keigo können als unhöflich angesehen werden, auch wenn man nicht beleidigend sein will. Allein die Kenntnis des Unterschieds zwischen "Uchi" und "Soto" kann eine Menge Missverständnisse vermeiden.

Auch jüngere Japaner:innen benutzen Keigo nicht automatisch korrekt, obwohl Japanisch ihre Muttersprache ist. Daher gibt es gerade für Berufsanfänger:innen in Unternehmen Keigo-Schulungen. Außerdem lassen sich viele Ressourcen im japanischen Internet finden, wo man die korrekten Ausdrücke nachschlagen kann. Eine solche Erklärung zur Verwendung von Keigo finden Sie z. B. auf der Website der japanischen Agentur für kulturelle Angelegenheiten (nur auf Japanisch verfügbar).

Die Autorin

Mariko Sugie (Kaguya Reisebüro LLC)

Mariko Sugie ist DJW-Mitglied und betreibt ein kleines Reisebüro in Tokio, das aktuell wegen der Coronavirus-Pandemie geschlossen ist. Daher unterrichtet sie momentan online Japanisch, denn sie hat japanische Literatur als Doktorandin an einer Graduiertenschule studiert. Ihr Dozent ist der Doktor, der das berühmte japanische Wörterbuch namens "Daijirin"(大辞林) geschaffen hat. Auch beim Schöpfer des Wörterbuchs "Shinmeikai-Kokugojiten"(新明解国語辞典) hat sie studiert. Da heutzutage nur wenige Japanischkurse für Fortgeschrittene geeignet zu sein scheinen, sieht Mariko Sugie es als ihre Aufgabe an, fortgeschrittene Lernende zu unterstützen.

© Mariko Sugie © Mariko Sugie

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