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„Habe Mut, Dich Deiner eigenen Ideen zu bedienen“

Anne Pomsel, DJW-Geschäftsführerin

Veranstaltungen und Netzwerken in Zeiten des Lockdowns – Die Anfänge

Do 11.03.2021, 15:00 Uhr

Erfahrungen des Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises (DJW)

Als im März 2020 wortwörtlich die Türen geschlossen und von heute auf morgen physische Treffen drastisch reduziert wurden, hatten wir die Planung unserer Präsenzveranstaltungen für die nächsten neun Monate nahezu abgeschlossen. Wer mit der Organisation von Veranstaltungen betraut ist, weiß, wie niederschlagend es sein kann, die Ergebnisse aus zahlreichen Gesprächen, Konzepten und Gedankengängen neu aufzurollen und in vollem Umfang den geänderten Umständen anpassen zu müssen – im Prinzip das komplette Jahr noch einmal zu planen.

Vor uns lag zu dem Zeitpunkt die Frage, wie wir unseren Mitgliedern, Partnern und allen am deutsch-japanischen Wirtschaftsaustausch Interessierten weiterhin als Plattform für einen konstruktiven Austausch, für ein kreatives Miteinander dienen konnten? Wie das so essenzielle Netzwerken unter den Akteuren der deutsch-japanischen Gemeinschaft gestaltet und aufrecht gehalten werden kann?

Bestandsaufnahme

Teamintern standen wir mit Teammanagement, dezentraler Kommunikation zwischen Deutschland und Japan und kollaborativem Arbeiten schon vor der Pandemie auf stabilen, digitalen Beinen. Auch extern wagten wir uns früh in die Welt des digitalen Raumes: Mit unserer „Germany-Japan Startups Platform“ beispielsweise haben wir bereits 2017 ein Onlineformat aus der Taufe gehoben, um Startups und deren Ökosysteme in beiden Ländern zu verknüpfen und sie zeitgleich per Videokonferenz in Berlin und Tokyo miteinander zu verbinden. 2018 erweiterten wir den Radius unserer Startups Platform sogar und standen nun mit NRW mit einem dritten Standort im parallelen Live-Austausch. Vor drei Jahren für den DJW eine absolut neue Erfahrung, uns über die Kameras zuzuwinken und Zuschauer, Referenten und Moderatoren an gleich drei Orten auf große Leinwände zu projizieren. 2019 gingen wir einen Schritt weiter und organisierten gemeinsam mit GTAI unser erstes live übertragenes Webinar zum Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU und Japan, bei dem sich die Beitragenden an ganz unterschiedlichen Standorten zu- und Zuhörer aus der ganzen Welt ortsunabhängig eingeschaltet haben. Als DJW waren wir, was digitale Veranstaltungen angeht, im März 2020 zu Beginn des Lockdowns also bestimmt kein unbeschriebenes Blatt.

Und dennoch ist es etwas anderes, zwischen Präsenzterminen lediglich hier und da digitale Plattformen anzubieten, als das komplette Portfolio und sämtliche Veranstaltungen auf die Onlineebene zu heben. Denn eins war uns Anfang letztes Jahr bewusst und sehr deutlich: In präsenter Form würden wir uns zunächst nicht mehr treffen können. Aus dieser Erkenntnis folgte rasch die Entscheidung, dass wir unsere digitale Kompetenz ausbauen müssen, wenn wir unser Standbein der Veranstaltungen aufrechthalten und unserem inneren Vereinswesen des Netzwerkens, Zusammenkommens, des Ideenaustausches weiterhin gerecht werden möchten.

Herausforderungen

Offen gesprochen: Der Gedanke daran, unsere DJW „Asa no Kai“, Roundtable oder gar das Symposium über eine Kamera in die Welt zu moderieren, war doch ein stückweit befremdlich. Es stellten sich die verschiedensten Fragen: Sind Referenten offen für eine digitale Übertragung ihrer Beiträge, nehmen Mitglieder auch per Video teil, kann ein Dialog initiiert werden, wie sind die Teilnehmer zu orchestrieren, welche Plattform bietet die größte und unkomplizierteste Reichweite? Zu diesem Zeitpunkt war die größte Hürde, wie die Audiospur bei einem eingespielten Video in einem Meeting mitgeliefert werden kann, die Nachfrage „können Sie mich hören“ hatte Konjunktur und das „Muten“ (neu-deutsch „gemutet sein“) stellte uns vor Herausforderungen. Der neue, so abstrakte „digitale Raum“ war kaum greifbar. Und das ist er noch, aber er scheint kleiner geworden und näher gekommen zu sein. Wie so viele Dinge, die zunächst mit großer Neugierde aber auch mit gewisser Zurückhaltung und Unsicherheit betrachtet, die nach und nach entdeckt und mit wachsender Zuversicht getestet werden, bis sie schlussendlich in den Alltag übergehen und fester Bestandteil der Routine sind.

So sind wir von unserem ersten digitalen Roundtable im April 2020 über unsere DJW-Mitgliederversammlung bis hin zu auf großen Plattformen gestreamten Konzerten und Symposien mit jedem Schritt gewachsen, haben dazugelernt und konnten immer selbstbewusster auch technisch herausforderndere Projekte realisieren.

Zukunftsgedanken

Die ersten – und auch zweiten – Schritte in Richtung „digitale Veranstaltungen“ sind gegangen. Sie bieten eine ausgezeichnete Ergänzung zu bestehenden Möglichkeiten des grenzüberschreitenden Brückenbaus zwischen Deutschland und Japan und der barrierefreien, aktiven Teilnahme am Vereinsgeschehen. Nächste Herausforderung wird sein, das spontane Element des Netzwerkens, der kollateralen Gespräche und zufällig entbrennenden Ideen, die Veranstaltungen so lebendig machen, auch im digitalen Raum zu aktivieren. Herausforderung wird es sein, Veranstaltungen nicht als „bloße“ Informationsübertragung zu organisieren, sondern das Menschliche und das Miteinander zu integrieren. Spannende Ansätze hierfür sind vorhanden. Es ist an uns, diese genauso zu testen und für uns zu entdecken, wie die kollaborativen Medien und digitalen Kommunikationswege im Generellen. Weiter in der Zukunft beginnt auch der Gedanke daran, was sich als Anregung aus der Zeit der Pandemie mitnehmen lässt, was wird sich vielleicht sogar bewähren und fester Bestandteil der Gestaltung von Veranstaltungen werden?

Unser Wirtschaftskreis, sein Team und seine Mitglieder sind bekannt dafür, wendig und mit gewissen Freiheiten auf Änderungen reagieren zu können. Ein großer Vorteil, der unter anderem aus unserer Unabhängigkeit als Verein resultiert und der uns im Lockdown zu raschen Entscheidungen getragen hat. Gleichwohl braucht es selbst unter diesen sehr guten Bedingungen doch zwei weitere Aspekte: Mut, bisher ungetane Schritte beherzt zu gehen, und Fürsprecher, die kühne Ideen begleiten und neue Projekte tatkräftig unterstützen. Zwei Tatsachen, auf die der DJW – und damit auch Sie, liebe Leserinnen und Leser – auch in Zukunft weiter bauen können.

Anne Pomsel
DJW-Geschäftsführerin 
info@djw.de
http://www.djw.de
Anne Pomsel
DJW-Geschäftsführerin
info@djw.de
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