News & Infos

Column (June 2020)

Gerhard Wiesheu, DJW Chairman

Internationaler Zusammenhalt ist wichtiger denn je – Japan und Deutschland könnten mit gutem Beispiel vorangehen

Mi 24.06.2020, 23:12 Uhr

 Die Covid-19-Pandemie ist ein Jahrhundertereignis – nur vergleichbar mit der Spanischen Grippe 1918–1920. Unter großer Unsicherheit musste die Politik schnell reagieren und räumte zunächst dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung oberste Priorität ein. Dementsprechend wurde alles getan, um eine exponentielle Ausbreitung des Virus zu verhindern. Damit wurden jedoch auch weitestgehend öffentliches Leben und Wirtschaftstätigkeit lahmgelegt. Es kristallisierte sich somit ein politischer Zielkonflikt zwischen dem Schutz der Gesundheit und dem Schutz der Einkommen der Bevölkerung und der Unternehmen heraus. Laut Berechnungen der Schweizer Großbank UBS summieren sich die Rettungspakete der Staaten zur Einkommenssicherung bisher auf etwa 4 % des globalen Bruttoinlandsprodukts – mehr als doppelt so viel wie in der Finanzmarktkrise 2009. Damit sind viele Staaten an die Grenzen des Möglichen gegangen. Kein Land wird sich somit einen zweiten nationalen Lock-down mehr leisten können. 

Darüber hinaus sind seit März schon große Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie erreicht worden: Die Testkapazitäten wurden deutlich aufgestockt, und die Methoden zur Verfolgung von Infektionsketten deutlich verbessert. Auch zeichnet sich ab, dass bald Medikamente zur Behandlung von schwer an Covid-19 erkrankten Patienten auf den Markt kommen werden – und vielleicht sogar noch in diesem Jahr ein Impfstoff. Die Politik kann daher den Fokus wieder stärker auf den Schutz der Einkommen richten. Viele Regierungen haben daher schon ihre Quarantänevorschriften auf nationaler Ebene gelockert. Im nächsten Schritt ist es wichtig, auf internationaler Ebene Reiseblöcke für Geschäftsreisende zu schaffen, um den Welthandel wieder in Gang zu bekommen. Gerade die Europäische Union und Japan haben es geschafft, die Pandemie gut unter Kontrolle zu bringen, und haben daher den Spielraum dafür. Für viele deutsche Unternehmen ist zudem Japan die Dreh- und Angelscheibe für ihre Geschäftstätigkeit in ganz Asien, was den Stellenwert einer solchen Maßnahme unterstreicht. 

Außerdem wäre die Öffnung beider Regionen für Geschäftsreisende ein wichtiges Signal, dass die Zusammenarbeit zwischen Japan und der Europäischen Union weiterhin sehr eng ist und dass man auch in schwierigen Zeiten zusammensteht. Genau dieser Zusammenhalt könnte in Zukunft angesichts der globalen Handelskonflikte und der zunehmenden politischen Angriffe auf das Welthandelssystem immer wichtiger werden. 

Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. Holding AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
http://www.djw.de
Gerhard Wiesheu
Vorstandssprecher, B. Metzler seel. Sohn & Co. Holding AG
DJW-Vorstandsvorsitzender
info@djw.de
http://www.djw.de

Fördermitglieder