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Bauen aus Papier?

Temporärer Pavillon anlässlich der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka

Eine Kollaboration zwischen deutschen und japanischen Architekten und Künstlern

Do 22.08.2019, 17:44 Uhr

Einen schönen Aussichtspunkt auf den „Planten un Blomen“-Park in Hamburg bietet momentan ein temporärer Pavillon aus Holz und Papier. Dieser wurde anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka aufgebaut. Der Pavillon symbolisiert einen Ankerpunkt in der Partnerschaft der beiden Städte und unserer beiden Länder und schlägt eine Brücke zwischen europäischen und japanischen räumlichen Ideen von Architektur und Landschaft.

Deutsch-japanische Zusammenarbeit

Die Konstruktion, welche noch bis zum 26.08.19 zu bewundern ist, wurde vom Architekturbüro KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS in Zusammenarbeit mit Achim Schnell, Michael Marx und der japanischen Künstlerin Nobuku Watabiki entwickelt. „Wir sind der Auffassung, dass das gute deutsch-japanische Netzwerk nicht nur für uns als deutsch-japanisches Büro, sondern grundsätzlich große gesamtgesellschaftliche Bedeutung hat“, meint KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS zur Zusammenarbeit.

Verstecktes Innovationspotenzial

Die Zerlegbarkeit in Einzelteile spielte bei den Entwurf eine große Rolle, weshalb der Pavillon aus vielen kleineren, gut handhabbaren Elementen besteht. Die Dachkonstruktion besteht dabei aus gesteckten Elementen aus Wabenpappe sowie aus Papprohren, welche mit der gesteckten Konstruktion stabilisierend verschraubt sind.

Das aus dem französischen stammende Wort „Pavillon“ bedeutet Schmetterling, was eine zarte und elegante Vorstellung weckt. Gleichzeitig entsteht auch ein filigranes, zerbrechliches Bild. Von Zerbrechlichkeit kann jedoch nur bedingt die Rede sein, denn das recyclebare Material hält viel aus, meint Papierexperte Schnell von RODENB.ORG: „Ich bin überzeugt, dass die Potenziale von Papier als Werkstoff noch lange nicht ausgeschöpft sind. Papier besitzt hervorragende Eigenschaften für den Möbelbau, Innenausbau oder auch im Bau von Gebäuden und ist dabei kreislauffähig und damit nachhaltiger als viele andere aktuell verwendete Materialien. Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren noch viele Innovationen in diesem Bereich sehen werden.“

Papier und Pappe als Baustoff

Der Bau mit Papier und Holz hat nicht nur in Japan Tradition, sondern birgt auch Potenzial, in Deutschland und anderen Ländern zu florieren: Das Material ist sehr nachhaltig und kostengünstig produzierbar und außerdem auch widerstandsfähig. Aus diesem Grund experimentiert das Projekt des Belvedere-Pavillons mit den Möglichkeiten des Bauens mit Papier und Pappe.

Während in Japan Häuser traditionell aus Papier und Holz gebaut werden, ist dies in Deutschland noch nicht so üblich. Grund dafür ist wohl die vermeintlich schlechte Wärmedämmung oder auch die hohe Saugfähigkeit des Materials Pappe, die Skeptiker auf den Plan ruft. Mittlerweile gibt es jedoch immer mehr experimentierfreudige Leute, welche die Vorteile des Materials Papier sehen: Die tatsächlich hohe Wärmedämmung der Wellpappe, der schnelle Aufbau, recyclebare und umweltfreundliche Materialien, die auch aus Altpapier hergestellt werden können. Die Pappe selbst muss behandelt werden, um wind- und wetterfest zu werden, aber auch hier wird viel im Bereich von feuerhemmenden und wasserabweisenden Lackschichten geforscht und experimentiert.

Mit der deutschen Papierindustrie als Marktführerin in Europa und Japan an dritter Stelle im globalen Vergleich eröffnen sich hier also ganz neue Marktperspektiven, durch welche die steigende Nachfrage nach schnell errichtbaren, stabilen und flexiblen Häusern befriedigt werden könnte.

© KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS © KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS
Detailaufnahme der Dachkonstruktion. © KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS Detailaufnahme der Dachkonstruktion. © KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS
Japanischer Blickfang im Planten un Blomen. © KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS Japanischer Blickfang im Planten un Blomen. © KAWAHARA KRAUSE ARCHITECTS

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